Auf dieser Seite stelle ich mich und mein Ostsee-Segel-Projekt vor.
Kurz und knapp: ich habe vor dieses Jahr mit meinem Segelboot einmal um die Ostsee zu fahren. (Für alle "Nichtblogger", es wird von unten nach oben gelesen! Und ihr könnte auch gerne Kommentare schreiben!)

Montag, 31. Mai 2010

Kalmar mit einer Hand

Es regnet, es stürmt, es ist kalt - aber all das stört mich überhaupt nicht, denn ich komme grad aus der Sauna, werde, sobald ich zu Ende geschrieben habe, meinen Schokopudding, den ich eben aufgesetzt habe, essen und danach noch eine runde bei McDonalds vorbeischauen, um diesen Beitrag abzuschicken.
Gestern Mittag bin ich hier, in Kalmar, angekommen und vorgestern war mein erster Tag, an dem ich komplett einhand gestartet bin. In sechs Stunden ging es bei durschnittlichen 6 Knoten nur unter Genua von Karlskrona nach Kristianopel. Der erste Teil der Strecke war unter Motor. Natürlich, man hätte auch durch die Schären segeln können, aber irgendwie schien bis mir doch ein wenig windiger, als der Wetterbericht erzählt hat und allein ist irgendwie was anderes, da hab ich echt meine ganze Konzentration dem Finden der Tonnen gewidmet. Auf dem Weg nach draußen wurde ich zweimal angefunkt, aber ich hab immer nicht verstanden was sie von mir wollten, was wahrscheinlich auch ganz gut, denn im Nachhinein bin ich mir sicher, dass sie mir sagen wollten, dass ich nicht raus fahren sollte. Gut, ich habs aber halt gemacht und als ich an der letzten Untiefentonne war wurde die Genua rausgezogen - mehr brauchte ich gar nicht (Großsegel), denn sofort ging die Rauschefahrt los und um so weiter ich vom Land wegkam, umso größer wurden natürlich auch die Wellen. Ein Mann in Kristianopel erzählte mir später, dass er 13-14 m/s Wind gemessen habe, ich glaube, das sind knapp 7 Windstärken - oops, doch ein wenig mehr, hätte ich das gewusst, wäre ich nicht gefahren, wusste ich aber nicht und so gings weiter. Zwischendurch hab ich dann auch meinen bisherigen Geschwindigkeitsrekord erneuert, so dass die Latte jetzt auf 7,8 Knoten hängt. Es hat tiereisch viel Spaß gemacht, nur nach hinten durfte man nicht schauen, denn wenn man den Wellen so entgegen guckt, sehen die ja noch größer aus und wenn dann die Sonne sich darauf so bricht und die Schaumkrönchen so nett in szene stellt, gibts doch ein wenig Pudding in den Knien - also, nicht nach hinten gucken. Hat auch super geklappt. Das zweite, meiner Meinung nach, viel größere Problem, war die Sache mit der Toilette. Wenn man nämlich runter, auf die Toilette möchte, muss man wohl oder übel das Ruder loslassen, was mein Böötchen aber gar nicht mag. Das schießt nämlich sofort in den Wind, was bei flachem Wasser auch ertragbar ist, aber nicht bei der Welle, also bleibt nur noch über Bord, ohne selbst über Bord zu gehen - hat aber auch super geklappt, war halt nur ein wenig kalt für den Moment, aber man muss Opfer bringen. Das dritte und absolut schwerwiegendste Problem war allerdings der Teil mit dem Essen. Ich war zwar schlau genug mir welches fertig zu machen, aber aufgrund der Wetterlage konnte ich es schlecht einfach zu mir nach draußen stellen, also was auch das drin, was dann von der Art des Problem wieder aufs gleiche wie das zuvor rauskommt. Zweimal bin ich nach vorne rein gehechtet, aber letztendlich hab ich mich lieber für das Hungergefühl entschieden, als für das, was man bekommt, wenn das Boot unkontrolliert durch die Wellen schüttelt.
Soweit, so gut. An sich war der Hauptteil der Fahrt ziemlich unspektakulär bis auf eine ziemlich unheimliche Begegnung, durch die ich aber sehr viel gelernt habe. Ich hatte absolut keine Lust eine Hals zu machen, vor mir war aber eine Untiefentonne und ich konnte nicht genau erkenn, ob es nun die Nord-, oder die Osttonne ist. Der Bequemlichkeit halber, hab ich mich für Nord entschieden und bin weiter gefahren. Als ich dann aber näher kam, sah ich, dass es doch die Osttonne war, aber wie schon gesagt, ich hatte echt null Bock zu halsen, deshalb auf weiter, die Untiefen waren, so wie ich es glaubte im kopf zu haben, doch noch ziemlich tief. Als ich dann aber genau auf Höhe der Tonne war sah ich plötzlich direkt, also wirklich direkt, vielleicht zwei Meter vor meinem Bug, eine schwarze glänzende Spitze aus dem Wasser ragen. Aus einem riesen Schreck heraus hab ich einfach nur noch das Ruder rumgerissen und auf den Knall gewartet, aber nichts, stattdessen nur ein Platschen, von der Robbe, die wieder untertauche. Es war ein riesen großer und grauenhafter Moment, so dass ich mit zitternden Knien wieder zurück auf Kurs ging und die Route für den nächsten Tag weit ab jeglicher Untiefentonnen plante.
Als ich dann endlich in Kristianopel ankam empfing mich (ungeplant) mal wieder Stephan, diesmal mit seiner Freundin, die mir dann beim Anlegen halfen, was auch dringend notwendig war, denn beim ersten Anlauf nahm ich erstmal die Mooringtonne mit anstatt dran fest zu machen ratterte mein Propeller drüber und es krachte. Eigentlich sollt er im Leerlauf sein und ich auf der anderen Seite der Tonne - naja Motor geht noch und um die Tonne tut's mir Leid.
Ein wenig später hat uns der Hafenmeister, ein alter Berliner, noch seine Lebensgeschichte, die Geschichte der Stadt, die Geschichte des Hafens und die seines Vereins, den er gegründet hat erzählt. Ein sehr lustiger Mensch. Er hat nämlich extra einen Verein gegründet um ein Minihäuschen, 15m², im Stil von 1700 (war das glaub ich) auszustatten, das haben wir uns natürlich auch noch angeguckt und ich hab natürlich meine Kamera vergessen...
Für den nächsten Tag hab ich dann alles ein wenig besser geplant, die Route ohne Untiefen und das Essen hab ich direkt vor die Luke gebunden, wodurch ich auf der sehr entspannten Fahrt die meiste Zeit mit Essen beschäftigt war, aber natürlich hauptsächlich gesundes Zeug =)
Eine halbe Stunde nach mir liefen in Kalmar dann Oliver und David mit ihrer Luxusyacht ein, die ich noch in Karlskrona kennen gelernt hatte. Die beiden haben mich dann zum Abendessen eingeladen, was mir ganz schön recht kam, weil das Fertignudelgericht, das erste Fertiggericht auf der Reise (!), nicht so der Hammer war. David, der Vater von Oliver, erzählte mir dann, dass er hat Schiff selbst in Auftrag gegeben hatte und sich all die schönen Sachen, wie zwei Duschen, fließend heißes Wasser, ein Backofen, ein Sitzrondelle, ein riesiger Tisch und halt so weiter nach seinem Plan hat bauen lassen. Die beiden kommen übrigens aus England.
Heute Morgen haben Oliver und ich dann etwas für den kulturellen Hunger getan und sind das erst ins Kalmarer Museum für moderne Kunst und danach in DAS Kalmarer Schloss gegangen. Danach bin ich noch in die Stadt und hab mir all die schönen Dinge angeguckt, die ich mir bestimmt nicht kaufen werde, was selbst wenn ich es wollte, nicht ginge, da ich immer noch kein Geld getauscht habe. Die Häfen haben bis jetzt immer die Euros genommen, wenn auch manchmal mit bösem Blick und einkaufen geht meist mit Visa. Mir ist klar, dass ich noch tauschen muss, aber das wird gemacht, wenn es halt gemacht wird.
Jetzt muss ich mich aber um meinen Pudding kümmern, der erfriert sonst da vorne noch.

1 Kommentar:

  1. war wohl dann doch nicht so ganz Einhand: Ein Schutzengel war mindestens dabei! Weiterhin gutes Gelingen wünscht Regine

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