Auf dieser Seite stelle ich mich und mein Ostsee-Segel-Projekt vor.
Kurz und knapp: ich habe vor dieses Jahr mit meinem Segelboot einmal um die Ostsee zu fahren. (Für alle "Nichtblogger", es wird von unten nach oben gelesen! Und ihr könnte auch gerne Kommentare schreiben!)

Mittwoch, 30. Juni 2010

back at home





Fünf Tage Berlin und es war, als wäre ich nie fort gewesen. Der Grund weshalb ich eigentlich zurück geflogen bin, also die Prüfung, war so lala. Wenn man in diesem doch sehr entspannten Modus ist, fällt es etwas schwer plötzlich 12 Seiten über irgendwelche Konsumdinger zu analysieren, aber mal sehen. Ansonsten war es einfach total schön mal wieder was mit den ganzen Leuten da zu machen, manchmal braucht man einfach doch Menschen in seinem Alter, die genauso viel Blödsinn reden, wie man selbst. Trotzdem hab ich mich schon wieder die ganze Zeit sehr gefreut zurück zu kommen, denn als ich hier das Boot wieder aufgeschlossen hatte und drin stand, hab ich schon gemerkt, dass das jetzt mein zu Hause ist. Ich hab auch noch meine Schwester mitgebracht und zusammen sind wir gestern erst einmal ein paar Stunden in der ätzendsten Sommerhitze durch Stockholm gelaufen - ohne Ahnung, über das, was man sich da anguckt, lohnt es sich eher weniger, deshalb haben wir beschlossen heute nochmal als Touristen bewaffnet mit Kamera und Reiseführer, Sonnenbrille und Stadtplan die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu stürmen. Davor müssen wir aber noch einkaufen. Eigentlich war das der Plan für gestern, aber wir haben uns mit der Zeit ein wenig verschätzt und so hatten wir, als wir den Lidl hier endlich erreicht hatten nur noch fünf Minuten Zeit - zumindest für mich reicht das nicht, um den Wocheneinkauf zu machen. Also los...

Donnerstag, 24. Juni 2010

Zweiteiler

Es ist schon ein paar Tage her, dass ich das letzte Mal berichtet habe, deshalb wird es diesmal geteilt; und es gibt Neuigkeiten - auf dass ich noch alles zusammen bekomme.
Und plötzlich war Sommer
Die nächsten zwei Tage verbringen wir in Trosa. Eigentlich sollte es nur einer werden, aber es ist doch Fußball-WM und wenn Deutschland spielt, muss man einfach Prioritäten setzen - ich verpasse das Spiel. Die Stadt ist einfach mal so schön und es gibt einfach einen soo geilen Marzipan-und Schokoladenladen, da verschieben sich plötzlich ganz schnell die Prioritäten auch wieder. Am Abend laden Klaus und Evi (Bekannte von Andreas und Gabi, die wir in Trosa getroffen haben) uns und die Holländer ein (ich hab letztes Mal peinlicher Weise geschrieben, dass es Dänen waren) und mit zwei Akkordeons, einer Gitarre und neun engelsgleichen Gesangsstimmen wird das Boot und der umliegende Hafen beschallt, obwohl wir eigentlich alle unten im Salon sitzen - das Boot ist um einige Füße größer als meins, da passen locker neun Leute rein!!
Von Trosa aus geht's los, ein wenig Strecke machen, denn ich habe nur noch drei einhalb Tage Zeit bis nach Norrtälje zu kommen und das sind immerhin 120sm. Andere Boote finden das jetzt sicherlich lächerlich, aber mit einer bisherigen Durchschnitts-Tagesstrecke von 25sm würde das Ganze etwas länger dauern, vor allem, weil der Wind den ersten Teil von vorne kommt und wir kreuzen müssen, die Strecke sich also noch mal verlängert.
An den nächsten zwei Tagen werden deshalb die Segel weitaus zögerlicher gerefft und als der Wind von hinten kommt, zieht es uns mit 6-7 Knoten durch die Inselchenwelt. Während Gabi an der Pinne sitzt und versucht, den Überblick zu behalten, sitze ich unten und "püriere" mit einem normalen Küchenmesser 1 Kilo Kartoffeln. Achso, Andreas hat mir Gabi wieder ausgeliehen und so fährt sie zwei Tage bei mir mit und ich schaukele unten mit meinen Kartoffeln rum, weil es der letzte gemeinsame Abend wird und nachdem Andreas sonst immer gekocht hat, wollen Gabi und ich es diesmal versuchen. Es soll eine Tomaten-Kokossuppe und Kartoffelpuffer mit Apfelmus geben und das ohne eine Gemüsereibe. Am Abend machen wir - für mich das erste Mal - an einer Schäre fest. Es ist ein total schöner Abend und Sommersonnenwende. Eigentlich wollte ich warten bis die Sonne um halb drei wieder aufgeht, aber ich bin einfach zu müde und um halb zwei schlafe ich bei fast tagheller Nacht ein. Vor mir liegen jetzt nur noch 15sm und ein freier Tag in Norrtälje - ich hab's geschafft.
Der Abschied von Adreas und Gabi ist schon ein wenig traurig. Die letzten paar Tage mit den beiden waren einfach so schön und ich hoffe sehr, sie mal wieder zu treffen.
In Norrtälje fahre ich in die Marina und frage nach, wie viel es kosten soll, wenn ich mein Boot hier für eine Woche stehen lasse - 1200Kr, das sind ungefähr 120€ plus ein bisschen mehr. Meine Augen dürften in dem Moment so groß wie Tennisbälle geworden sein. "Ich brauche aber in der Zeit keinen Strom und nicht das Bad und wirklich gar nichts. Ich werde nicht da sein, ich will nur das Boot hier alleine stehen lassen" - "Schon klar, das würde ja sonst auch noch drauf kommen!"
Na herzlichen Glückwunsch, wovon soll ich das denn bezahlen?! Mit dieser Frage schlafe ich auf dem Rasen vor dem Steg erstmal ein. Als ich wieder aufwache, lege ich alleine wieder ab, so wie ich es auch geschafft habe, allein anzulegen und fahre erstmal weg. Auf der anderen Seite der Insel soll es auch noch Stege geben. Die gesamte Aktion, also von Steg zu Steg und sonst wohin zu fahren und überlegen und verzweifeln, dauert vier Stunden und ein wenig resigniert fahre ich wieder zurück in Richtung Marina.
Kurz davor gibt es aber noch einen Verein - meine letzte Chance. Ich frage die einzige Person, die ich da treffe. Sieht schlecht aus, es ist alles belegt und der Hafenmeister muss ein sehr komischer Kauz sein, dem will man eher nicht begegnen. Dafür hat er aber nach kurzem Überlegen eine mordsmäßige Idee: ich solle doch einfach das Boot vor Anker legen. Und wie komme ich dann an Land? Er überlegt kurz und verkündet mir dann strahlend seine perfektionierte Idee: Also, so weit es geht ans Land ranfahren, Sachen rüber werfen, wieder zurück, da wo es 3-4 Meter Wassertiefe hat, Anker werfen, Schild mit meiner Telefonnummer hinten ans Boot hängen und rüberschwimmen. Na Mensch, wenn das nicht genial ist...
Ich gehe erstmal zurück ins Boot, dass ich am Steg festgemacht habe und warte auf irgendwas - eine Erleuchtung oder so.
Eine Minute später klopft sie ans Boot.
Draußen steht der Hafenmeister. Ein wenig seltsam sieht er wirklich aus, mit seiner krummen Haltung, der Anglerjacke, den Bauarbeiterschuhen und dem einen Auge, dass er nicht aufbekommt. Ich habe Angst.
Aber er ist eigentlich total cool und nach einem kurzen Telefonat mit dem Eigner eines Liegeplatzes verkündet er mir die frohe Botschaft: hier kannste liegen, da ist Strom, da ist Wasser. Und für wieviel??! - Nischt. Das ist doch mal ein Angebot und zufrieden mit der netten Welt und mir falle ich in die Koje.
In Schweden fängt der Sommer erst mit der Sommersonnenwende an und zwar auch genau erst dann, dafür so richtig. Am nächsten Tag liegt plötzlich die ganze Wiese voller Decken und halbnackiger Menschen, die Wege sind überfüllt und irgendwas wird gefeiert - gestern, war's hier noch absolut tot.


Flughafen. Flughafen?
Ich hab es geschafft einen super Platz für das Boot für eine Woche zu bekommen, aber warum überhaupt? Am 23.6. geht um 6 Uhr morgens mein Flug nach Berlin. Ja, ich fliege für eine Woche zurück, aber nicht weil mich inzwischen das Heimweh übermannt hat, sondern für eine Uni-Zulassungs-Prüfung. Außerdem ist es noch eine super Gelegenheit mir eine neue Pinne zu besorgen, denn die besteht auch inzwischen mehr aus Epoxy als Holz und neulich war auch noch soviel Wind, dass es auch noch den Pinnenausleger rausgerissen hat. Provisorisch hab ich den dann zwar wieder festgebunden, aber das ist ja nichts für die Ewigkeit.

Um meinen Flug allerdings zu bekommen musste ich schon am Abend vorher um 19 Uhr los. Mit Bus, Bahn und U-Bahn und viel Verwirrung stand ich irgendwann am Flughafen. Ich war dummerweise davon ausgegangen, dass es schon eine Möglichkeit geben würde, auf dem Flughafen in irgendeiner Ecke zu schlafen, aber Pustekuchen. Der Boden war aus Stein und super kalt und dreckig und die Stühle hatten diese klasse ergonomische Sitzform, dass man beim drauf liegen ziemlich harte Kanten im Rücken hat - also war nicht so viel mit Schlafen. Zum Glück hab ich da noch zwei andere getroffen, die auch nach Berlin wollten, was die Warterei dann ganz nett gemacht hat und im Flugzeug konnte ich dann noch ne Stunde Schlaf nachholen.
Es war ein total glückliches Gefühl wieder durch Berlin zu fahren, bei uns in den Garten zu kommen und den Sommer zu riechen, der hier schon weiter ist, als in Schweden. Nach dem Frühstück bin ich dann anstatt ins Bett, gleich weiter zu ein paar Freunden, dann noch in die Stadt, weil ich unbedingt eine neue Hose brauchte und in Schweden nichts gefunden habe, wieder zurück zu 'nem Freund Fußball gucken und dann war auch schon Anpfiff. Bis zur zweiten Halbzeit hab ich durchgehalten. Kurz vor dem 1:0 wollten meine Augen einfach nicht mehr - nach fast 36 Stunden wach reichts aber auch irgendwann mal.
Gute Nacht.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Einfach glücklich

Die letzten zwei Tage zusammen fassen fällt mir sehr schwer. Sowieso habe ich gestern gemerkt, dass es mir unglaublich schwer fällt mich an die Namen der letzten Orte, oder noch viel schlimmer an die Orte selbst zu erinnern. Sobald ich ablege, existiert nur noch das jetzt und der Ort, der hinter mir liegt, ist abgeschlossen und ich hätte ihn auch genauso gut vor fünf Jahren besuchen können. Das hat aber nichts damit zu tun, dass er uninteressant war oder sonst was, aber ich lebe gerade einfach nur im Jetzt. Ich weiß nicht wo es morgen hingeht und alles was zurück liegt ist Geschichte - eine wunderbare Geschichte.
Gestern, das weiß ich aber noch, sind wir endlich von Nyköping aufgebrochen. Wir, das sind inzwischen nicht mehr Jan und ich, der ist nämlich weg, sondern ich auf meinem Kahn und Andreas und Gabi auf der Slisand. Auf dem Weg zur Bucht, die der Andreas vorweg ansteuerte, habe ich mich mal mit dem Pinnenpilot, den er mir geliehen hatte versucht. Das ist gar nicht so einfach, weil die mir die Kompassrose irgendwie immernoch nicht ihr Geheimnis verraten möchte und ich daher keine Ahnung hab, nach was das Ding einzustellen ist - Andreas auch nicht. Deshalb dreht man einfach so lange, bis es aufhört gegen zu steuern.
So ganz hab ich dem Ding aber noch nicht vertraut, bzw. meiner Fähigkeit in dessem Umgang, deshalb war es immer sehr spannend mal runter zu gehen um was zu holen und so Herzklopfen hatte ich beim aufs Klo gehen auch noch nie.
Die Ankerbucht war einfach nur ein Traum und als ich der Slisand hinterher durch den Durchgang tuckerte, sah ich jemanden, den ich immer in den seltsamsten Momenten treffe: Stefan. Der hat darauf hin sofort sein Motorböötchen los gebunden und ist zu mir rüber gekommen. Er und Anne sind im Gegensatz zu mir schon in Stockholm gewesen und wieder auf dem Rückweg. Wir haben uns dann zum Grillen verabredet, zusammen mit Andreas und Gabi. Viel kann ich darüber leider gar nicht mehr erzählen =( Wir haben etwas später noch ein total schönes Lagerfeuer gemacht und uns einfach des Lebens gefreut und dann irgendwann wieder zurück gefahren. Da es nicht Dunkel wird, hab ich keine Ahnung, wie lange wir da saßen und erzählt haben.
Heute früh hab ich dann dem Andreas die Gabi stibitzt und so hatte ich auf einmal die beste Selbststeueranlage, die man sich vorstellen kann. Auf dem Weg nach Trosa sind dann noch Bekannte von Andreas und Gabi von hinten aufgekommen, die wiederum welche hier in Trosa treffen wollten, die auch wieder noch Bekannte hier hatten, so dass es an Land ein super nettes kleines Fest gab; sogar mit Anlass: der eine Däne hatte Geburtstag.
Ein wenig später sind wir dann noch kurz in die Sauna gehopst, noch ein wenig später haben wir ein Brettspiel gespielt und noch ein wenig später ist jetzt, wo ich wieder hier alleine in meinem Dampfer sitze und schreibe. Wer kann da nicht einfach nur glücklich sein.
Achso, was mir gerade noch einfällt, wo ich hier die Bilder einfüge; in Nyköping habe ich noch den etwas kläglichen Versuch unternommen Kuchen zu backen. Was ich mal wieder gelernt habe: Lätta ist keine Butter, mit Zucker und Schokolade, sollte man bei einem Schokoladenkuchen nicht geizen und wenn man kein Backpulver hat, kann mans auch einfach lassen - ich bin leider kein Macgyver.
Dafür ist jetzt endlich das Solarpannel angeschlossen, das Johannes mir in Kopenhagen schon vorbeigebracht hatte. Und das geilste ist: es funktioniert!! Danke an Stefan und vor allem an Johannes =)

Dienstag, 15. Juni 2010

I love NYK

Zur Abwechslung war ich grad mal wieder Einkaufen - langsam sollte ich aber alles haben, auch wenn ich schon wieder das Brot vergessen hab. Aber zum Glück habe ich hier Andreas getroffen, der mit seinem Kahn hier gestern ankam und sofort angefangen hat, mir zu helfen. Richtig toll!! Es hat sich ja leider so einiges angesammelt, was einfach mal gemacht werden musste und ich halt einfach ein wenig zu faul war in den letzten Wochen. Aber mit voller Motivation hab ich heute direkt nach dem aufstehen erstmal angefangen, das restliche Holz zu streichen, habe gestern die Pinne geklebt, die mal wieder komplett auseinander gefallen ist. Dann hab ich es endlich über mich gebracht, nach über einem Monat doch mal die Mastlegevorrichtung abzuschrauben (!! doch schon) und Andreas hat mir ein Stück Blech aus den Tiefen seiner Backskiste gezaubert, das dann ein wenig zu recht geschliffen, damit ich endlich wieder vernünftig das Segel hochziehen kann, weil da so eine Lücke war, bei der das Segel immer aus der Schiene geflogen ist, oder sich verhängt hat - also sehr dringend nötig =)
Das tollste ist aber auf jeden Fall der alte Pinnenpilot, den er mir geliehen hat und der sogar funktioniert!! Zwar mussten ein paar Anschlüsse bei den Steckdosen getauscht werden, weil da die Masse gefehlt hat (glaube ich), aber jetzt läuft er und ich freu mich schon so mords riesig auf morgen. Worauf ich mich hingegen ganz schön wenig freue ist, dass der Wasserkocher jetzt fertig ist und ich mich zum abwaschen zwingt.
Eigentlich wollte ich heute schon rausfahren, hab mich dann aber doch dagegen entschieden, weil Andreas noch auf eine Freundin wartet, die morgen früh kommt und da hab ich mich entschieden halt auch noch zu warten und mit den beiden zusammen zu fahren. Zeitstress??! Ich?!? - Nee =)
Gut was gab's noch erwähnenswertes die letzten Tage? Achja, Deutschland hat ja gespielt. Ich muss zugeben, das hätte ich gar nicht mitbekommen, aber Jan war ja da, der das SEHR gut im Auge hatte, so dass wir schon eine Stunde früher in der Bar saßen und ziemlich alleine auf eine schlecht beleuchtete Leinwand geguckt haben. Dass Deutschland so abgeräumt hat, hat nicht nur uns gefreut sondern auch die Schweden, die paar die noch da rum saßen, was mich wiederum gefreut hat.
Achso, stimmt, der Jan ist nicht mehr da. Der ist gestern gefahren, so dass der Pinnenpilot grad zu richtigen Zeit kommt. Ich liebe das Glück =)
Leider musste ich dann heute alleine Kuchen essen, was aber kein Problem war, weil der Rhabarber-Käsekuchen sowieso meine ganze Aufmerksamkeit gefordert hat.

Samstag, 12. Juni 2010

Oxelösunder Stagnation

So viel kann es einfach gar nicht regnen. Das widerstrebt jeglichem Naturgesetz. Unglaublich. Der Plan war eigentlich gesetern hier aus Oxelösund los zu fahren, weil es hier zwar ne Stadt gibt, aber keinerlei Sanitäre Einrichtungen, oder besser: kein Klo und keine Dusche. Was zwar ne zeitlang geht, aber irgendwann stinkt man ja schon ein wenig, zumindest das ist Naturgesetz.
In der Hoffnung, dass sich das Geschirr von alleine wäscht, steht es jetzt draußen or der Luke - dann hätte der Regen wenigstens eine sinnvolle Aufgabe.
Der Grund, weshalb wir jetzt immer noch hier sind und nicht im drei Stunden entfernten Nyköping, von wo aus der Jan losfliegt, war gestern Abend der undurchdringliche Nebel und ist heute die undurchdringliche Sturmwarnung. In der Hoffnung, dass der Wind sich ein wenig bessert, denn morgen soll schon wieder fast nichts sein, habe ich in den letzten Stunden das Buch fertig gelesen, dass ich gestern angefangen hatte und überlege jetzt, mal etwas aufzuräumen. Mal sehen, ob es mich wirlich bis zum Äußersten treibt. Zu diesem nassen Mistwetter ist ja auch einfach noch total kalt. Auch wenn ich mich jetzt wiederhole; das Wetter tut es auch. Aber das hilft ja alles nichts, gewaschen werden muss trotzdem und mangels Dusche wurde die Prozedur halt ein wenig kälter. Und während die Leute um uns herum in ihren Booten saßen und sich über ihre Dieselheizung freuten, haben wir unsere Abwehrkräfte gestärkt, so wie in der Actimel-Werbung - mit einer eikalten Dusche.
Ansonsten waren wir gestern noch einkaufen und Jan kam gar nicht darauf klar, dass man am Kiosk eine Wartemarke ziehen muss. Das ist aber hier anscheinend üblich, weil die das beim Becker genauso machen. Da kommt man sich ein wenig vor, wie auf ner Behörde.
Vor dem Einkaufsmarkt "ica" stand eine Gruppe von ca. 30 Leuten, die einen unglaublichen Aufwand an Technik auf gebaut hatten und mit Band und Chor viele schöne Lieder aufgeführt haben. Warum die das gemacht haben, ist mir bis zum Schluss nicht klar geworden. Jetzt übrigens immer noch nicht. Es gab zwar einige Zuschauer, die Waren aber in der Summe halb so viele wie das Ensemble. Mich hats aber trotzdem gefreut, vor allem weil der Background immer so lustige unkoordinierte Perfomances dazu getanzt hat.
Was sonst die Stimmung und das ganze Bordleben betrifft würde ich es mit einfach "normal" beschreiben. Aber bei so nem Wetter hat man auch einfach keine Motivation irgendetwas produktives zu machen.

Donnerstag, 10. Juni 2010

und es ist schon wieder Mittag


Ich glaub das Wetter mag und nicht mehr. Während es in Berlin 30 Grad im Schatten haben soll, verdamme ich meine Handschuhe, weil die einfach nicht trocken werden wollen und ich so meine Hände immer nach einer halben Stunde nicht mehr spüre. Wo ist denn das wunderbare Wetter von vor zwei Tagen hin? – Da waren wir noch auf Kvädö, wo angeblich ein Steg zum anlegen und eine Dusche und am wichtigsten: eine Grillmöglichkeit sein sollten. War zwar nicht, aber dafür gab es einen schwedischen Ureinwohner, der uns kurz nachdem wir vor ner Fischerhütte festgemacht hatten, auf Schwedisch zu getextet hat, anscheinend ohne zu merken, dass wir nichts von dem erstehen, was er von uns will. Aber genauso plötzlich wie er kam, war er auch wieder weg und wart nicht mehr gesehen. Wir sind zwar noch über die 20 x 20 m Insel gewandert, aber wo der hin ist, keine Ahnung.
Die Grillmöglichkeit haben wir leider nicht gefunden, aber irgendwo im Boot lagerte ja noch der Einweggrill aus Karlskrona, den wir nur mal kurz angemacht hatten. Aber der Grill hielt leider was er versprochen hatte und wollte kein weiteres Mal arbeiten, egal wie viel Grillanzünder wir drauf gegossen haben. Aber Jan ist ja ein richtiger Naturbursche und mit altem Holz, was auf einem Felsen lag, zündete er ein kleines Lagerfeuerchen an. Nicht zu groß natürlich, weil das den Steinen gar nicht gut tut. Die waren sowieso schon nicht so begeistert und immer mal wieder zwischendurch flog ein Stückchen Stein scheppernd ab. Naja, tut mir Leid. Dafür haben wir aber alles ganz ordentlich wieder hinterlassen, das Feuer gelöscht und den Müll mit aufs Boot genommen.
Ich finde Lagerfeuer ja echt super, aber man riecht danach immer so ein wenig muffelig und das mit der Dusche war glaub ich als Scherz gedacht – ich würde mich zumindest nicht in einem Plumpsklo waschen. Trotzdem war es ein echt schöner Abend und die Würstchen und Maiskolben haben auf dem Feuer noch tausend mal besser als auf nem kleinen Alueinweggrill geschmeckt.
Außerdem wurde Jan noch von ein paar Vögeln attackiert, weil er anscheinend zu nah ans Nest gekommen ist, wo auch immer das sein sollte und jetzt haben wir gerade das Problem, dass eine Karte hinter die Aufschiebeluke gerutscht ist, so dass man die Luke nicht mehr aufschieben kann, aber wir die Karte auch nicht rausbekommen. Deshalb werden grad fleißig die Aufbauten aufgeschraubt, während ich hier schreibe und es ist schon wieder Mittag.

Dienstag, 8. Juni 2010

Urlaub vom Urlaub

Wenn man morgens den Kopf aus der Luke streckt, sieht das irgendwie immer alles gleich aus: Wald, Häuser und Boote. Der einzige Unterschied liegt in der Masse der Boote und der Häuser, Wald ist immer im Überfluss da. Und genau deshalb wollten wir gestern eigentlich mal nicht in einen Hafen und irgendwo, an einer der vielen süßen kleinen Inseln festmachen - es hat nur so in Strömen geregnet... Es war saukalt, extrem windig und böig und so nass, dass ich meine guten Skihandschuhfäustlinge alle paar Minuten ausfringen konnte/musste. Also doch Hafen. Dafür scheint jetzt auch schon wieder die Sonne =)
Die Tage davor haben wir in Västervik verbracht, der Megametropole hier, die sogar 20 000 Einwohner hat - oho. Der Grund warum wir da einen zusätzlichen Tag verbracht haben ist ganz schön banal: Internet. Egal wie blöde sich das anhört, aber auch ich muss mal arbeiten. Und das Tollste war: wir hatten das ganze Vereinshaus für uns alleine. (achso, wir haben in nem Verein geparkt, dem WSSW)
An diesem wunderschön sonnigen Tag hatte anscheinend niemand Lust segeln zu gehen und da wir am Tag vorher noch von irgendjemandem den Code für die Tür bekommen hatten, sowie die Erlaubnis alles zu benutzen, hatten wir ein eigenes Ferienhaus - mit Seeblick, mit Wohnzimmer, inklusive Couch versteht sich, mit Küche und mit Sauna. Na und halt Internet.
Irgendwann später kam dann einer der Vereinschefs vorbei und fragte, was wir denn da in der Küche zu suchen hätten. Als er aber dann verstanden hatte, dass wir das Boot da zu stehen haben, dass ich der "Captain" und Jan die "Crew" ist, hat er sich so dermaßen gefreut und so schreiend angefangen los zu lachen, dass er uns gleich noch eingeladen hat dort als Gäste zu bleiben - also for free, ohne Liegeplatzgebühr. Einfach super nett. Und zum Glück hatten wir die Küche, denn so wie ich letztes mal schon geschrieben hatte, gab es immer noch keinen Spiritus für den Kocher, Sonntags kann man nämlich nicht einkaufen. Das Sonntag ist, haben wir aber auch erst festgestellt, als Jan vor dem geschlossenen Laden stand...
Aber jetzt haben wir den ultimativen Luxus-Spiritus, da kann nichts mehr schief gehen. Wir haben schönes Wetter, auch wenn ein wenig kalt, wir haben grad super tolle deutsche Ghettomusik am laufen und gerade gefrühstückt - es kann los gehen.

Samstag, 5. Juni 2010

mit vier Energydrinks zum Superhirn

Die Sonne sonnt, der Wind windet, die Wellen wellen und wir, wir träumen, bzw. ich, denn Jan schläft die meiste Zeit und ich weiß nicht was er dabei macht. Jan ist sechs Tagen gekommen und es ist alles wie immer, komplett. (Ich musste grad auf die Uhr gucken, um das sagen zu können und habe ich mich ganz schön erschreckt, wie die Zeit durch gerattert ist!) Es ist unglaublich. Das einzige, woran ich die Zeit (Uhrzeit/Datum) festmache, ist der tägliche Logbucheintrag. Würde ich das nicht schreiben, so wäre ich im westlichen Sinne der Zeit echt verloren. Es ist halt wie jedes 0815-Reiseführergequassel es verspricht: hier laufen die Uhren anders - bis halt gar nicht. Da die Sonne zwar untergeht, das Licht aber bleibt, ist der dunkelste Teil des Tages Mitternacht, wobei man auch da noch ohne größere Anstrengung die einzelnen Konturen der Boote locker auseinander halten kann und um drei ist es schon fast wieder taghell - also, wen interessiert Zeit?
Obwohl wir in den letzten Tagen nie vor 12 los gekommen sind, so behauptet es zumindest das Logbuch, sind wir immerhin von Kalmar nach Västervik gekommen. Ok, ist nicht viel, aber auf Strecke kommts ja hier gar nicht an. Um mich allerdings an die letzten Tage richtig erinnern zu können, muss ich jetzt schon ganz schön doll mein leicht sonnengebranntes Köpfchen anstrengen. Wenigstens ist es nicht so tomatenrot wie Jans, der die 50er Sonnencreme verweigert  =)
Als wir aus Kalmar aufgebrochen sind, war es schon 19 Uhr, aber der Sturm der letzten Tage hatte wieder gut nachgelassen, also mal gucken, wie weit wir kommen. Die ersten zwei Stunden sind wir mit konstanten 2,5 Knoten (vergleichbar mit einem Kleinkind, das rückwärts läuft) gekreuzt, also wirklich nicht vom Fleck gekommen, bis endlich der Motor losgerattert ist und wir gegen 1 den Hafen vor uns hatten. Allerdings hatten die Ansteuerugstonnen sich farblich dem Wasser angepasst, wodurch die beim besten Willen nicht auffindbar waren. (Ich hab ja bereits gesagt, dass wenn es hier dunkel ist, dann um die Zeit.) Aber Glück meiner super Navigation und dem super GPS, tauchte ganz plötzlich, aber wirklich richtig plötzlich, genau neben uns ein rotes Stäbchen aus dem Wasser auf - monstergruselig!!
Borgholm war mehr als unspektakulär und die Dame am Empfang wollte uns einfach nicht verraten, wo wir den HabourMaster finden könnten, deshalb haben wir das Ding auch ziemlich schnell wieder verlassen und sind nach Oskarshamn motort, der Sturm aus den letzten Tagen war nämlich ohne jegliche Spur restlos verschwunden - na toll.
Egal, Oskarshamn war noch genauso verschlossen, wie Borgholm, aber immerhin konnten wir da an die Toiletten - man merkt schon, an dem, was ich schreibe, dass nicht soo die Action in den letzten Tagen war, was allerdings in keinster Weise negativ zu deuten ist.
Wieder ein Tag später, also gestern glaube ich, sind wir zu dem durch aus genialen Entschluss gekommen, einkaufen zu gehen, denn so Grundnahrungmittel, wie Butter, Käse, Brot und Bier, sollte man schon immer an Boot haben. Also, ab zum nächsten Lidl - nein, wir sind nicht in Deutschland - und die Sachen aufs Band gelegt. Nur müssen die von da aus, auch wieder zurück, aber Sport soll ja angeblich gesund sein und so schleppte Jan die Tüte mit den Lebensmitteln und ner halben Palette Bier und ich das super duper leckere Vollkornzuckerbrot (das war Ironie...) mit der anderen Bierpalettenhälfte zurück zum Boot. Spannend, spannend und weiter nach - ja wo waren wir dann?! Es nannte sich Klintemala. Es besaß ein Plumsklo und einen Steg, aber was für ein süßes Plumsklo, mit Herzchen und Deckel!! Allerdings befinden wir uns ja doch schon in einer so westlich, zivilisierten Welt, dass es auch dort noch ein richtiges Bad gab, so ist es ja nicht, aber wenn man da um 18 Uhr in einer absoluten Geisterstadt ankommt, will und kann einem einfach niemand sagen, wie der Code zu dem Hygienehäuschen ist. Der Jan hatte sich aber zum Glück die Fahrt damit beschäftigt einen Energydrink nach dem andere zu drinken, so dass ich zwar ziemlich ratlos davorstand, er aber nur eine Sekunde auf das Ziffernding starrte, vier Nummern eintippte, es klick machte und die Tür öffnete - einfach so. Hört sich ziemlich unwahr an und ich dachte auch, er hätte einen Menschen gefunden, der ihm den Code gesagt hätte, aber da war ja keiner, er wusste es einfach - ich bin immernoch stark fasziniert davon, auch wenn es praktischer Weise einfach der Code vom letzten Hafen war =)
Klintmala war übrigens unsere erste richtige Schärenetappe und es ist soo unglaublich schön. Man fährt da durch die viel kleine Inselchens und ist einfach irgendwie wo anders. Egal wie die Stimmung vorher war, in dem Moment, in dem man da rein fährt, bleibt einfach alles hinter einem und man fühlt sich einfach glücklich und zufrieden. Ich weiß nicht, ob ich das so verallgemeinern kann, aber ich denke, dass es an sich jedem so geht, der da rumtuckert. Wir kamen dort an, als die Sonne schon leicht in Richtung Untergang zeigt und währen Jan das Schlauchboot aufpustete, versuchte ich aus den Nudeln, die ich am Tag vorher in Oskarshamn ordentlich verhuzt hatte, noch irgendwas zu braten. In Oskarshamn ist mitten beim Nudelnkochen einfach der Spiritus leer gegangen, was außerordentlich suboptimal ist, wenn man keine Nachfüllflasche hat. In der anderen Kocherplatte (ich hab ja zwei) war und ist leider noch der Grillanzünder, was zwar besser ist als nichts, aber eigentlich doch nicht. Und so weichten die Nudeln ordentlich auf, während ich mich wunderte, dass sie nicht fertig werden.
Wie auch immer, mit den angebratenen und immer noch wabbeligen Nudeln, ein wenig Bier aus unserer 24er Palette und ner kleinen Bananenstaude setzten wir dann mit dem Schlauchboot über auf unsere erste Schäre. Richtig schön...
Ein wenig später haben wir dann bemerkt, dass das Schlauboot ordentlich Luft lässt, hm doof, wenn man auf einer Insel ist, aber wir sind ja zurück gekommen, eigentlich hatte ich auch nur um meine Kamera Angst, die sowie so schon so seltsame Geräusche macht.
Ja und jetzt sind wir in Västervik, waren eben Pizza essen und spülen jetzt noch ne Runde ab.
Es ist schrecklich von so vielen Tagen in einem Text zu berichten, da der so unglaublich lang wird, ich aber trotzdem nicht wirklich von dem erzählen kann, was hier so los ist, ohne die ganze Zeit nur zu schreiben: heute waren wir da und morgen sind wir da...Vielleicht sollte ich dochmal eine Art elektronisches Logbuch/Tagebuch anfangen, mal sehen, wenn das so weiter, dann mach ich das, also bis morgen.