Auf dieser Seite stelle ich mich und mein Ostsee-Segel-Projekt vor.
Kurz und knapp: ich habe vor dieses Jahr mit meinem Segelboot einmal um die Ostsee zu fahren. (Für alle "Nichtblogger", es wird von unten nach oben gelesen! Und ihr könnte auch gerne Kommentare schreiben!)

Sonntag, 26. September 2010

mit dem letzten Licht...

um auch den rechten Rand zu sehen, einfach drauf klicken!

ETA Berlin: 20:00?

Auch wenn das Wetter echt hässlich ist, sieht es trotzdem noch so aus, dass es heute etwas werden könnte.


Gerade sind wir auf dem Kanal hinter Niederfinow und haben noch 7 einhalb Stunden vor uns (ohne Schleusen). Genaueres wird regelmäßig hier getwittert. Ich hoffe echt, dass es heute Abend nicht zu spät wird. Nach 5 Tagen Marathon bin ich langsam echt müde.

Falls jemand Lust auf eine Runde freuen hat, kann gerne heute Abend im SVSt vorbeischauen.

Diesen Text habe ich natürlich nicht selbst geschrieben, sondern diktiere ihn gerade meiner Schwester per Telefon, während ich auf dem Deck vor meiner nassen Decke sitze, die auf dem Mast versucht zu trocknen.


Bis heute Abend!

Donnerstag, 23. September 2010

Utopia – du geile Sau

Es sollte ein Beitrag werden über die psychische Härte der letzten Tage im Hafengefängnis, jetzt ist aber frecherweise der heutige Tag dazu gekommen und ich fühle mich zu glücklich und zu müde, um irgendwelche negativen Schwingungen wieder hoch zu beschwören.

Und weil ich zu glücklich und zu müde bin, werde ich die ausführlichen Ausführungen von zu Hause aus nachholen – denn: da bin ich bald. Im Folgenden nun der Plan des dreitägigen Marathons:

Freitag – 24.09.
03:00 Aufstehen
03:30 raus Fahren
13:00 Swinemünde passieren
15:38 Joschkas Geburtstag feiern
18:97 Merles Umrundung feiern
20:30 Ankunft in Stettin
??:?? Mast legen

Samstag – 25.09.
07:00 ab in die Kanäle
19:00 bei Sonnenuntergang irgendwo anlegen

Sonntag – 26.09.
07:00 weiter durch die Kanäle
19-20:00 im SVSt ankommen

IST DAS NICHT EIN PLAN?!

Utopisch, ich weiß und heute Morgen sah der auch noch total anders aus – entspannter und realistischer, doch dann machte der Motor einen Ton. Einen, den ich schon kannte und zwar vom ersten Tag der Reise – überhitzt – futsch – Motorschaden…
Aber ich halte an dem neu gemachten Plan fest, in der Hoffnung, dass nicht wieder mal was Kreatives dazwischen kommt, was mich dann letztendlich und komplett umdisponieren lässt. Wobei mir der Zwischenteil des Plans recht egal ist, Hauptsache wir schaffen das Ende – Sonntag Abend in Berlin!
Und da hab ich dann noch genug Zeit von all den netten, verrückten und lustigen Menschen zu erzählen, den entnervenden Hafentagen, den depressiven Stunden und den Momenten, wo einem vor Glück fast der Kopf zerplatzt… aber all das, wenn ich wieder wach bin.

Samstag, 18. September 2010

Er, Sie, Ich und das Sturmtief

Genre: Psychothriller
Spielzeit: 9h34
Sprache: DD 5.1 Deutsch
Untertitel: Deutsch für Hörgeschädigte
Regie: Neptun, Rasmus, Poseidon

Schon lange zieht es die beiden in die Jahre gekommenen Vagabunden, „Er“ (Joschka W.) und „Ich“ (Merle I.) wieder auf die große See. Zusammen mit ihrer „Sie“ (lilleMy) wollen sie sich in neue Abenteuer stürzen. Doch alles kommt anders als geplant, als plötzlich eine schwarze Regenfront auf sie zu kommt. Wie werden die drei Freunde entscheiden? Werden sie umdrehen? Oder werden sie noch mal richtig Gas geben und ihr Ziel, die nächste Stadt, erreichen?

„Eine packende Erzählung eines naiven Selbstversuchs, aufgepeppt mit trivialen Lebensweisheiten“ Bild

Ja, es war bescheuert raus zu fahren. In Wladislawowo saßen wir zwar schon seit drei Tagen fest, eine Stadt wie sie die Sowjets kaum hässlicher hinterlassen konnten, ohne Internet, Duschen für 7 zl, Toiletten für 2 zl und ohne Verbindung zu den nicht weit entfernten Wanderdünen. Als es dann sturmmäßig eine Lücke geben sollte, wollten wir das natürlich auch nutzen. Die ganzen Tage zuvor hatte es immer ordentlich gepustet und Regenschauer mit noch viel mehr Wind gegeben. Aber am Donnerstag sagte der Hafenmeister eine nette 3-4 (Bft) an und der Wetterbericht unserer Nachbarn eine 5-6 aus West. Ist zwar nicht das angenehmste gegen den Wind motoren zu müssen, aber die Aussicht, noch länger hier zu bleiben war wesentlich unattraktiver, immerhin sollte es danach wieder schlechter werden und das dann für drei weitere Tage anhalten. Wir waren nicht die einzigen, die es weiter zog und von der Mole aus, sah das alles auch gar nicht so dramatisch aus.
War es auch nicht, zumindest bis zur Landecke ein paar Meilen weiter, danach war es mit der Abdeckung vorbei. Nach und nach baute sich eine Bootshohe Welle auf, was gar nicht so schlimm wäre, müsste man nicht genau dagegen fahren und wäre sie nicht halb so steil gewesen. Aber immerhin hatten wir noch gute 3,5 kn Fahrt und die Sonne schien auch.
hätte ich das vorher gewusst...
(drauf klicken zum vergrößern)
Plötzlich schien sie aber nicht mehr und eine riesige schwarze Regenwand kam auf uns zu. Die Wand schob eine enorme Windwalze vor sich her und als uns dann noch der Regen erreichte, ging gar nichts mehr. Der Regen war so stark, dass es richtig weh tat, als er ins Gesicht schlug, so dass ich mir die Hand davor halten musste und ich nichts mehr sehen konnte. Aber es gab eh nichts zu sehen. Die Regenwand war so dicht, dass man keine fünf Meter weit gucken konnte. Noch nie habe ich so einen Regen erlebt, zumindest nicht, als ich selbst drin stand und erst recht nicht auf dem Wasser. Mir wurde übel. Das schlimmste war aber, dass der Wind so zugenommen hatte, dass er über meinen 13 PS Diesel einfach nur noch lachte und die Logge auf spottende 0,0 kn drückte. Ziemlich manövrierunfähig kam mir das erste Mal der Gedanke umzudrehen. Dafür war aber gerade keine Zeit, weil das Kurshalten meine gesamte Aufmerksamkeit beanspruchte. Ein Mal passierte es dann, dass uns eine der Böen etwas zu sehr von der Seite erwischte, bestimmt nur ein paar Grad, aber das reichte und das Boot wurde quer zur Welle mitgerissen, was Joschka etwas panisch auf die Pinne schielen lies, die aber komplett eingeschlagen war.
Als der Regen vorbei war, türmten sich die Wellen immer weiter auf und nicht wesentlich schneller als in der Front schlichen wir vorwärts. Noch ein paar heftige Schauer und Böen folgten, die uns immer mehr in Richtung Strand drückten. Aber wir fuhren trotzdem weiter – komplett bescheuert und bei jeder Böe fragte ich mich warum.
Es war halb vier und wir hatten nur noch gute vier Stunden bis zum Sonnenuntergang, aber noch 11,65 Meilen vor uns. Zurück nach Wladislawowo waren es ca. 20 sm. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 5 kn könnten wir es genau schaffen, dann wäre aber alles umsonst gewesen und ganz ehrlich, schlimmer konnte es nicht mehr kommen. Nach Leba (unser Ziel) würden wir mit der derzeitigen Geschwindigkeit aber noch zehn Stunden brauchen – scheiß Situation. Also Kiste laufen lassen, Motor noch ein wenig quälen und jedes „Flautenloch“ nutzen: das schaffen wir schon – irgendwie – bestimmt – vielleicht – eventuell – müssen wir…
Der Hafen kam in Sicht und das einzige, was uns noch davon trennte war eine weitere, grauenhafte Regenwand. Um eine hatten wir geschafft drum herum zu fahren, durch die allerdings mussten wir jetzt direkt durch. Noch mal vom Regen gefoltert werden, noch mal vom Wind rückwärts gedrückt werden, noch mal auf den Wellen Rodeo reiten.
Wir erreichten die Einfahrt, die Sonne ging unter, wir hatten es geschafft.
Komplett durchnässt und durchgefroren setzten wir uns ins Hafenrestaurant und aßen uns bis zum erbrechen voll. Diese Nacht würde ich mit Sicherheit Alpträume von den Wellen haben, wie sie sich vor uns auftürmten, nicht zu selten vor oder unter uns brachen, wir ins gefühlte Nicht fielen und das Boot laut auf dem Wasser aufkrachte und das gleich wieder von vorne begann.
Es war nicht nur total naiv, sondern auch leichtsinnig und DUMM, schrecklich dumm. Noch nie hatte ich mit meinem Boot geredet, bzw. es verstehen können mit einem Plastikbecher zu kommunizieren, am Donnerstag kam es einfach aus mir heraus und ich flehte das Boot an uns sicher in den Hafen zu bringen.
Im Nachhinein gehört es absolut nicht auf meine „das-muss-ich-unbedingt-noch-gemacht-haben-bevor-ich-sterbe“-Liste, so etwas verstandsloses muss niemand nie gemacht haben.

Dienstag, 14. September 2010

Cinderella, du hast doch keine Ahnung!

Mit drei polnischen Mädchen stehe ich auf einem riesigen Holzboot und wir hören eine italienische Opernversion des Liedes „Cantare“. Auf der einen Seite des Flusses steht die Philharmonie und ein vier Sterne Hotel, auf der anderen befindet sich eine Halbinsel mit einer alten zerfallenen Ruine und dahinter die Altstadt Danzigs, die sich wegen absoluter Windstille romantisch im Wasser spiegelt. Es ist kitschiger, als es Disney sich je hätte ausdenken können – es ist einfach wunderbar.


Zwei von den Mädchen haben heute Geburtstag. Zusammen mit 15 Freunden sind sie hier mit einem gecharterten Boot hergekommen zum Feiern. Es ist eine typisch polnische Party – laut und von allem genug. Deshalb schenke ich der Einen zum Geburtstag eine Kopfschmerztablette. Sie ist total glücklich und lädt mich für den nächsten Tag ein, mit ihnen zu kommen - nach Hel (der vorgelagerten Halbinsel, auf der wir schon neulich waren).

Ich hatte die Meute erst am Abend kennen gelernt, als ich eigentlich gerade ins Bett gehen wollte. Elias und Lorenz waren gerade am Morgen gefahren und alleine gab es nicht wirklich einen Grund noch länger wach zu bleiben.


Vor zwei Tagen waren wir hier in  Danzig angekommen, hatten uns die Altstadt mit meinem Reiseführer reingezogen und wollten dann Essen gehen. Der Plan war eigentlich, in ein typisch polnisches Restaurant zu gehen, das noch „an Sowjetzeiten erinnern“ soll. Das war leider zu und für gute kaschubische Bauernküche war Lorenz nicht so zu begeistern. Er wollte Fisch. Und so standen wir wenig später in einem etwas nobleren Fischrestaurant. Er fühlte sich sichtlich wohl, Elias und ich ein wenig deplatziert. Das Essen war natürlich echt super, wie man es von so einem Schuppen auch erwartet. Für mich gab es ein Spargelcreme-Süppchen auf Gorgonzola, verfeinert mit marinierter Birne… Ich werde von so etwas durchaus satt, die Jungs eher weniger, deshalb haben wir dann auf dem Rückweg noch einen kleinen Abstecher zu Subway gemacht.


Am nächsten Morgen, als alle ausgeschlafen haben, legen die Polen und ich mit dem Holzschiff ab. Alle sehen etwas verknittert aus, was sie aber nicht davon abhält ihr Frühstück mit Wein zu beginnen. Ich bin wahrscheinlich die Einzige, die abends nüchtern in Puck ankommt, von wo aus wir mit dem Auto abgeholt werden und zu einem der Zeltplätze auf Hel fahren. Durch die letzte kurze Nacht sind alle schon etwas müde, was natürlich kein Grund zum Schlafen ist, wir sind ja hier nicht in Deutschland. Ich bekomme die Autoschlüssel und wir fahren (ich weiß, das sollte ich nicht machen, aber es ist ja alles gut gegangen) zum Italiener - Abendessen. Wieder zurück, werden die Wodkaflaschen ausgepackt. Ich bin aber inzwischen so müde, dass ich schon um zwei ins Bett gehe. Ein wenig unsanft werde ich dann am Morgen geweckt von zwei sich liebenden Menschen und etwas später fährt mich einer von ihnen wieder zurück in die Stadt – was für ein Wochenende. Intensiver kann man die polnische Jugendkultur wohl kaum kennen lernen.

Anmerkung zum Titel
Cinderella ist eine Märchenfigur Walt Disney's und wie ich versucht habe am Anfang zu erklären, waren die Nächte in Danzig wie eine wahr gewordene Märchenszenerie, nur noch viel toller.

Donnerstag, 9. September 2010

the seasick-sausage

Wir hatten in einem Hafen festgemacht, den es eigentlich gar nicht mehr gab, als wir wieder in Klaipeda ankamen. Die Saison ist hier eigentlich schon zu Ende und da hat der Klaipedos Yacht Club sich einfach mal überlegt den Hafen abzubauen.
Am Morgen schwammen vor unserem Boot ziemlich viele Holzplanken mit ziemlich langen Nägeln. Es sah aus, wie in diesen alten Computerspielen, wo man auf verschiedene Sachen springen muss, um über einen Fluss zu kommen - im ersten Level.
KIWI hatte uns vor dem Auslaufen noch eine Stunde Internet geschenkt und die wollten wir auch nutzen. So bahnten wir uns einen Weg durch das Holz, um nochmal kurz bei der Marina anzulegen für einen besseren Internetempfang. Der Wetterbericht sah eigentlich ganz ok aus, aber KIWI berichtete von "vor Ort", etwas anderes: 5-6 Bft und eine ordentliche Restwelle direkt von der Seite - also vielleicht doch noch einen Tag warten?! Nö, hatten wir keine Lust drauf und so fuhren wir zum ersten eingespeicherten Wegpunkt im GPS - ich hatte nicht nur keine Karte für Nida, sondern einfach überhaupt keine für die gesamte Kurische Nehrung und damit auch keine Übersicht über die russischen Sperrgebiete, Betonnung oder sonst was. Deshalb hatten wir uns am Morgen noch schnell die Karten von KIWI ausgeliehen und ein paar Koordinaten rausgeschrieben. Wird schon... Die Leuchtfeuer haben eine Reichweite von ungefähr 17 sm, das heißt, wenn wir sie sehen, sind wir in der Nähe vom Land und hoffentlich nicht unter 12 sm an der Küste, das hätten die Russen sicherlich nicht so gerne.
Am Ende der Hafenmole war es eigentlich am schlimmsten. Wir wurden super durchgeschüttelt und hofften einfach, dass es mit der Zeit besser würde. Wurde es auch, aber gaaanz langsam. Bis dahin hatte sich bei einem Drittel der Crew das Frühstück (Wurst mit Brot) schon längst wieder einen Weg rückwärts ins Wasser gebahnt - und das nicht nur einmal. Nach ungefähr dem sechsten Mal wurde es langsam Dunkel und die Wellen waren immer noch ein wenig höher, aber immerhin von schräg hinten. Die Nacht würde wohl etwas länger werden, denn durch unseren Ausfall blieben jetzt noch ich und Elias übrig, der noch nie wirklich gesegelt und besonders nicht gesteuert war.
Inzwischen waren wir irgendwo über Russland und der Himmel zog sich komplett zu. Manchmal riss er ein wenig auf und dann konnte man die Sterne sehen. Das war so unglaublich! In dieser Unendlichkeit kann man sich echt verlieren. Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Sterne gesehen. Darüber konnte man sogar fast seine Müdigkeit und die Schweinekälte vergessen. Irgendwann gab es nur leider auch keine Sterne mehr und von da an wurde es richtig dunkel. Zum Glück hatten wir das Großsegel schon einmal vorausblickend runter genommen, denn die Böen bemerkten wir erst kurz bevor sie uns erreichten und das Boot aus dem Ruder laufen wollte, wie es über den Tag einige Male passiert war. Ich hatte das Gefühl fast blind zu sein und das war echt grauenhaft. Das einzige woran wir uns hielten war ein etwas hellerer Streifen am Horizont und jedes Mal beim Ruderwechsel gab es die Info auf welches Ende des hellen Streifens man gerade zusteuern musste. Zwischendurch beging ich dann den Fehler, auf die Uhr zu schauen: erst kurz nach zwölf. Wann sollte die Sonne aufgehen? Um fünf? Das wäre dann noch eine ganze Ecke hin und wärmer würde es mit Sicherheit auch nicht werden.

Ich denke so gegen drei oder vier hatten wir dann unseren Tiefpunkt erreicht. Wir wechselten ungefähr alle halbe Stunde, weil wir total übermüdet waren und anfingen in der Dunkelheit irgendwelche Sachen zu sehen. Einmal meinte Elias direkt vor uns ein großes Boot zu sehen und ich erkannte irgendwelche Gerüste, die aus dem Wasser ragten. Da war nichts! Aber egal wie müde wir waren, schlafen ging einfach gar nicht, dafür war es zu kalt und ich fand einfach keine Ruhe, um nach unten zu gehen, mit einem Segelanfänger am Steuer. Ich wollte aber auch nicht allein draußen bleiben, wenn ich am Ruder war, dafür war es zu dunkel.

Ab Polen hatten wir wieder Karten und mindestens zweimal war ich unten, um sicher zu gehen, dass die Koordinaten auch wirklich stimmten und um mich zu vergewissern, dass da auch wirklich kein Land ist, auf das wir gerade straight zufuhren. Gegen fünf wurde es tatsächlich hell, ab sechs übernahm Lorenz dann das Steuer, dem es inzwischen wieder besser ging und kurz darauf fiel ich in meinen warmen Schlafsack in einen wunderbar tiefen Schlaf.
Als wir alle wieder so halb auf den Beinen waren wollten wir die blöde Salami vernichten, die uns die Nacht versaut hatte. Ein ordentlich großes Stück kam als Köder an einen Angelhaken, der wiederum an eine Angelschnur und die an eine Relingsstütze. Perfekt. Lorenz, der Angler unter uns, war zwar der Meinung, dass wir mit 5 1/2 Kn Fahrt nichts fangen würden aber zwei Stunden später hatte sich tatsächlich ein Hornhecht an der Salami verschluckt. Dann wurde es einfach nur noch eklig. Der Fisch wurde getötet und weil ich absolut dagegen war, dieses tote Etwas in der Plicht liegen zu haben, wurde er in einer Plastiktüte an den Mast gehangen.
Dann kamen wir in Hel an. Der Fisch wurde aufgeschnitten, ausgeleert, zerschnippelt, verlor Kopf und Schwanz und landete letztendlich in der Pfanne. Er war anscheinend super, aber mein Fall war es nicht - die Gräten wurden GRÜN beim kochen. Brrr...
Der Blutfleck ist übrigens immer noch auf dem Deck. Vielleicht sollten wir es doch mal mit Scheuermilch versuchen.

Dienstag, 7. September 2010

die Sahara-Russen - gewusst wie

Auch wenn uns der Sturm in Klaipeda festhalten wollte, heißt das noch lange nicht, dass wir uns auch festhalten lassen. Von Klaipeda aus gibt es eine relativ schmale Fahrrinne, die durchs Haff nach Nida führt. Das ist kurz vor der russischen Grenze, leider zu kurz, was mir noch ganz schön zum Verhängnis wurde, aber dazu später.
Das Gute am Haff war, dass der Wind zwar ankam, aber nicht die Welle. Jedenfalls nicht die von draußen, aber es ist wirklich unglaublich, was für eine Welle sich in einer Vogeltränke aufbauen kann. So rauschten wir mit konstanten 7+ Knoten und extrem steiler Welle von hinten nur unter Fock Richtung Süden nach Nida im grünen Haffwasser.
Wir hatten erst überlegt, am Abend zuvor loszufahren, immerhin sind das gerade mal 25 Meilen, also um die fünf Stunden. Zum Glück haben wir das nicht gemacht. Zwar besitze ich Karten für Lettland und auch eine für Litauen, aber da ist Nida nicht mehr drauf. Aber ein Junge im Hafen versicherte mir, dass das alles überhaupt kein Problem sei und dass das alles super ausgetonnt ist – ist es auch, aber das reicht eben nicht immer.

So fuhren wir quietschfidel los. Fast bis aus dem Hafen. Da war plötzlich ein Strommast, von dem die Kabel auch ganz schön tief hingen. Ich hab nun echt ein kleines Boot, aber das war wirklich zu tief. Aber irgendwie muss man ja aus diesem Hafen raus kommen, außerdem hatten wir zuvor mit „KIWI“ zusammengelegen, die gefühlt doppelt so groß ist.  Plötzlich verstanden wir zwei Dinge, die vorher etwas zusammenhangslos wirkten. Erstens, was uns das Schild, ein rot durchgestrichenes Segelschiff, sagen wollte: kein Durchgang für Segelschiffe!! Aha! Und zweitens, was uns Gerd von der „KIWI“ am Abend vorher mit „nach Tonne 21 rechts halten und auf den großen Betonklotz aufpassen“ erzählt hatte. Also wieder zurück und Tonne 21 suchen. Die gab es sogar und den nicht zu kleinen Betonklotz mitten im Wasser auch. Hier sollten die Kabel angeblich hoch genug sein. Fest entschlossen fuhr ich drauf zu und die Kabel kamen immer näher. „Der Strom von solchen Leitungen kann übrigens bis zu vier Meter überspringen“ – das war der falsche Moment. Mit einem Mal schlug ich das Ruder komplett ein und wir machten eine 180° Wendung auf der Stelle. Das hätte Lorenz nicht sagen dürfen. Von einer Karte hätte man mit Sicherheit ablesen können, wie viel Platz darunter ist, so aber verkroch ich mich in die Kajüte und überlies mit zusammengekniffenen Augen das Ruder an Lorenz. Natürlich kamen wir locker durch, die Kabel hingen auf 27 Metern.
Von da an hangelten wir uns von Tonne zu Tonne und hofften bei jeder Erreichten, die nächste möglichst bald zu sehen, was mich manchmal zur Verzweiflung brachte. Aber die Landschaft ist ja wirklich der Hammer! Da muss wirklich jeder Ostseesegler einmal gewesen sein! Auf dem schmalen Landstrich, an dem man vorbei fährt, fängt nach ein paar Stunden ein riesiger Sandhaufen an, sich immer weiter auszubreiten. Das ist echt total beeindruckend und vor allem wird er immer größer. Nida musste angeblich schon drei Mal versetzt werden, weil dieser immense Sandberg sich immer weiter vorschiebt. Die Stadt ist klein, der Hafen süß, die Duschen recht sauber, also nichts besonderes, aber wie gesagt die Landschaft…
Nach dem wir die Leinen fest gemacht hatten, schnappten wir sofort unsere Regenjacken, denn zur Abwechslung regnete es mal wieder, und einen Beutel für Pilze, weil die Jungs tierisch geil aufs Pilzesammeln waren. Da Lorenz und Elias ja an Bord auf Fleisch - und damit auf's Jagen verzichten müssen, konzentrierten sie sich auf's sammeln.
Auf der Düne gibt es eine Plattform, von der aus man ziemlich weit gucken kam und glücklicherweise kamen wir genau richtig zum Sonnenuntergang. Auf der einen Seite eine Ölbohrinsel vor der untergehenden Sonne und auf der anderen die russische Grenze – wie romantisch. Zurück am Boot, enthielt unser Pilzbeutel genau einen Pilz.

Am Abend telefonierte ich noch mit meinem Freund. Was ich nicht wusste: die Russen hatten ihr Handynetz weit über die territoriale Grenze erweitert, was zur Folge hat, dass man von der Telefonzone 1 in die Zone 3 rutscht! Was aber noch viel schlimmer ist: Ich habe eine Prepaidkarte. Und was noch ein wenig schlimmer ist: Ich kann sie überziehen. Was aber das an sich allerschlimmste ist: Ich hatte nur noch um die 3€ Restguthaben.
Insgesamt macht das folgende Rechnung: 19 Minuten x 2,65 Cent/Minute = 37€ Gesprächskosten

3€ Restguthaben – 37€ Gesprächskosten = -34€ Handyguthaben - 50€ Strafgebühr fürs Überziehen macht einen Gesamtbetrag von 87€ für eine gute viertel Stunde telefonieren.
Bitter! Das ist das einzige, was mir dazu einfällt. Ich hätte mich einfach ohrfeigen können.

An einem Tag, für den Sturm mit bis zu 9 Bft vorausgesagt war, fuhren wir zurück nach Klaipeda.

eine kleine Anmerkung nachträglich
Ich habe zum Glück etwas falsch verstanden, aber ich glaube auch, dass meine Mutter es extra so erzählt hat, um mich zu schocken. Also ich musste nicht nochmal 50€ mehr bezahlen, sondern nur zum Ausgleich des Prepaidkontos. Hat dann halt nur nen schlappen Fuffi gekostet die Aktion. Na dann...

Donnerstag, 2. September 2010

Eine Hommage an die Zucchini

Oh Zucchini, du aufgeblasene Gurke; die du so delikat schmeckest nach nichts, mit einem Hauch von abgestandenem Wasser. So wie ich dich einst liebte, habe ich dich jetzt mehr als satt.

Zucchini ist meiner Meinung nach das ideale Bootsgemüse, es hält sich lange und man kann es wirklich zu allem essen, Hauptsache man kocht es lang genug, um jeglichen Eigengeschmack raus zu bekommen. Sie kommt fast in alles rein, ich würde sogar behaupten, dass jedes zweite Essen zucchiniversetzt ist und wenn ich jetzt im Laden stehe, ist es für mich die größte Überwindung dieses grüne Etwas wieder in den Einkaufskorb zu legen - und noch schlimmer, es dann im Boot aufzuschneiden und in die Pfanne zu schmeissen. Der Grund, warum ich sie trotz meiner Abneigung immer wieder kaufe, ist ganz einfach: Was ich noch weniger mag, ist ein Essen, in dem es nichts zu beissen gibt, dann könnte ich auch gleich Brei durch einen Strohhalm ziehen.
Als Alternative gibt es natürlich noch Bohnen, die halten sich ja auch ewig, aber da gibt’s ja doch nur Blähungen. Gut, das ist auch alles ein leidiges Thema - zur nächsten Reise werde ich entweder einen Kühlschrank oder eine größere Bilge haben.

Übrigens sitze ich gerade in Klaipeda und gestern sind Lorenz und Elias gekommen. Jetzt müssen wir nur noch den Sturm abwarten und dann geht’s einmal um Russland herum nach Polen. Aber ehrlich gesagt, finde ich es ganz gut hier fest zu sitzen, weil es hier so viel gibt, was ich sehen will, allein die Kurische Nehrung soll der Hammer sein und im Einkaufszentrum soll es ein kleines Eisstadion geben und gestern war hier irgendein anscheinend ganz wichtiges Basketballspiel. Auf jeden Fall hat halb Klaipeda vor einer riesigen Leinwand auf dem Marktplatz gesessen und bei jedem Korb mords Radau gemacht. Die müssen danach alle ganz schön fertig gewesen sein, denn es gibt einige Körbe mehr beim Basketball als Tore beim Fußball.

Die Fahrt von Liepaja hierher war recht unspektakulär. Ich war alleine und bin „KIWI“ gefolgt, dem einzigen anderen deutschen Boot, das hier gerade rumfährt. Es war ziemlich wenig Wind und der kam die erste Zeit auch noch von vorne, so dass der Motor halt arbeiten durfte. Später kam noch die Fock raus. Was allerdings wirklich beeindruckend war, waren die Wolken. Direkt neben mir zog eine riesige graue Wolke vorbei, unter der es ganz schoen heftig regnete und ich habs mir wie im Kino angeguckt und meine Cracker gefuttert, wer braucht da noch Avatar oder James Bond, wenn man eine Regenwolke haben kann ...