Auf dieser Seite stelle ich mich und mein Ostsee-Segel-Projekt vor.
Kurz und knapp: ich habe vor dieses Jahr mit meinem Segelboot einmal um die Ostsee zu fahren. (Für alle "Nichtblogger", es wird von unten nach oben gelesen! Und ihr könnte auch gerne Kommentare schreiben!)

Montag, 19. Juli 2010

per Anhalter durch die Finnland-Galaxy

Helsinki - Tampere
Es hat irgendwas um die 35°C, dabei ist es schon früher Abend. Lara, Monia und ich laufen bepackt mit drei Schlafsäcken, bzw. Schlafsackalternativen (Fleecedecke weil ich im Boot nur eine Bettdecke habe) und einem Ein-Personen-Zelt quer durch Helsinki. Wo es hingehen soll wissen wir: nach Tampere; wie wir allerdings dahin kommen: vollkommen unklar. In Tampere wollen wir eine Freundin von Monia besuchen, die dort gerade einen Theaterkurs macht. Der Bus soll 20€ kosten -  also nicht mit Bus! Nach über einer Stunde laufen sind wir durch das Zentrum von Helsinki durch, aber die Stadt ist doch um einiges größer als wir gedacht haben. Es ist extrem heiß und dagegen hilft auch nicht das Eis, das wir uns gerade gegönnt haben: Lakritzeis, hört sich pervers an, ist auch ein wenig gewöhnungsbedürftig und es hat so eine super eklig aussehende schwarze Farbe, aber das essen die alle hier.
Wir hatten eh nicht vor bis nach Tampere zu Fuß zu wandern, weil das 200 km sind, aber wenigstens aus der Stadt raus. Ein wenig geschlagen stellen wir uns dann doch an eine Bushaltestelle, nehmen aber nur den Bus bis kurz vor die Autobahn und stellen uns dann da hin mit dem Daumen nach oben. Nach einer ganzen ewigen Weile hält dann auch endlich ein Auto, aber nicht so ein Hippiebus, wie man ihn aus dem Fernsehn kennt sondern das genaue Gegenteil: ein super sauber blitzender Audi, welches Modell das genau ist, weiß ich nicht, aber es ist garantiert ein ganz toller. Der Fahrer, irgendein Geschäftsmannmanager von ABB erklärt uns dann auch erstmal, dass es verboten ist an der Autobahn zu stehen und dass es doch besser wäre, wenn wir ein Schild hätten, damit man auch weiß, wo wir eigentlich hinwollen. Hat er wohl recht. An der nächsten Tankstelle hält er dann, steigt aus und kommt mit einem Edding und einem Stück Pappe wieder. Als wir gerade die Tankstelle verlassen, bremst er plötzlich nochmal und steigt wieder aus - er hat das perfekte Schild gefunden, ein Stück Styrodur. Na dann kann's ja losgehen.

Eine Stunde später sind wir ein gutes Stück weiter, er lässt uns irgendwo zwischen Helsinki und Tampere raus und wir stehen wieder an der Straße und warten, nur diesmal mit Schild. Es fahren ewig viele Autos an uns vorbei und aus jedem zweiten winken uns breit grinsende Gesichter zu.
Eins von denen ist ein Cadillac, in dem vier Rockabillies sitzen. 200m hinter uns hält er plötzlich und fährt rückwärts wieder zu uns. Es ist ein Viersitzer - wir fühlen uns verarscht. Aber sie meinen es ernst, rücken etwas zusammen und wir steigen ein. Die vier sind total lustig und laden uns auf einen "Longdrink" ein - auch eine nationale Spezialität: Lonkero - ein Gemisch aus Gin und Grapefruitsaft und ich glaub ganz viel Zucker.
Als sie uns in einer Stadt rauslassen ist es kurz vor zwölf und um diese Zeit hat niemand mehr wirklich Bock Auto zu fahren. Die einzigen, die noch unterwegs sind, sind Taxis (bzw. Taksis) und irgendwann hält eins von denen und bringt uns einige Kilometer näher ans Ziel, für umme versteht sich. Dieses Mal sitzen wir nur leider an einer Straßenecke wo echt der Hund und alles, was begraben werden kann, begraben ist. Monia und ich sitzen etwas frustriert auf dem Bordstein und gucken nach einem Platz zum Zelten. Lara hat keine Lust mit uns zu suchen und läuft um die nächste Straßenecke. Keine fünf Minuten später hält das einzige Auto, das weit und breit zu sehen ist. Als die Frau allerdings sieht, dass da plötzlich noch zwei mehr kommen und dann noch drei Rucksäcke und einen Schlafsack mit schleppen, sieht sie nicht mehr so glücklich aus. Wir überreden sie, dass sie uns trotz ihres komplett vollen Autos mitnimmt und nehmen den ganzen Krempel auf den Schoß. Sie ist Ärztin und kann es überhaupt nicht fassen, als wir von unseren Reisen erzählen. Etwas enttäuscht stellt sie dann fest, dass sie ihr Leben ganz schön langweilig findet.

In Tampere angkommen fängt es an zu regnen. Wir sind total müde und suchen ziemlich erfolglos das Haus von der Freundin. Als es wieder hell ist, haben wir es endlich gefunden, schlagen im Park daneben unser komfortables 1-Personen-Luxuszelt auf und quetschen uns hinein. Wenn man auf der Seite liegt, geht es sogar.

Tampere
Am nächsten Morgen werden wir etwas unsanft von einem Rasenmäher geweckt, der um uns rummäht - oops. Nach dem Frühstück im Supermarkt gehen wir die Freundin im Theater besuchen und bekommen eine kleine Privat-Stage-Fight-Show. Das ist halt dieses Kämpfen, das man immer im Theater sieht - es sieht wirklich brutal aus, wie die sich mit den Stöckern und Schwertern attackieren - ist aber in Wirklichkeit alles nur Fake! Irgendwann schlafe ich trotzdem ein.
Ich will eigentlich nur noch schlafen, aber Monia, Lara und Martha (die Freundin) zerren mich ins Muminhaus. Das ist ein Kindermuseum, in dem es eben um die Mumins geht, nach denen auch mein Boot benannt ist, deshalb auch ein Muss für mich. Und es ist soo cool da drin. Nach einer Viertelstunde schließt leider das Haus und den Abend verbringen wir mit den verrückten Theaterleuten.
Von Tampere aus überlegen wir uns, dass wir noch Monias Schwester besuchen wollen, die nur 100 km entfernt wohnt. Die beiden haben sich zwar über zehn Jahre nicht gesehen und eigentlich auch erst drei Mal in ihrem Leben, aber wir sind trotzdem alle willkommen.

Tampere - Lahti
Also wieder ab an die Straße und auf die andere Seite unseres Schilds, "Lahti" geschrieben. In der Mittagssonne zerfließen wir und zwei Stunden will einfach niemand halten. Irgendwann kommt endlich ein Transporter und erklärt uns, dass wir einfach an der falschen Straße stehen - kein Wunder, dass die Leute uns alle so komisch angeguckt haben und wir dachten schon, das wäre, weil wir inzwischen so ein wenig wild aussehen. Der Transporter bringt uns dann zur richtigen Straße, die ein ganzen Stück woanders ist und von da aus müssen wir auch gar nicht lange warten, bis eine Frau kommt. Die ist total lieb und erzählt uns, dass wenn wir Jungs gewesen wären, sie uns sicher nicht mitgenommen hätte, aber so fährt sie uns direkt bis vor die Tür von Monias Schwester.

Am Abend ist das Haus voll, weil sie eine Party für eine Freundin macht und es gibt das leckerste Essen, das ich mir nach den letzten Tagen vorstellen kann. Die meiste Zeit verbringen wir an dem Buffet-Tisch sitzend. Es wird englisch gesprochen, weil einige Ausländer da sind, was richtig praktisch für uns ist und als Krönung für den Abend können wir nach einer etwas brutalen Runde JungleSpeed (ein Kartenspiel) im Zimmer von ihrem Sohn schlafen, dass tapeziert ist mit Twilight-Postern. Aber wo könnte man besser Schlafen, als zwischen Vampieren =)

Lahti - Helsinki
Am nächsten Tag müssen wir uns dann etwas beeilen, weil wir das Flugzeug für Lara zurück nach Berlin bekommen müssen, davor aber noch zurück aufs Boot um erstmal die Sachen zu packen. Also fahren Lärchen und ich ganz zivilisiert mit dem Zug zurück und etwas traurig bringe ich sie dann an den Flughafen.

Jetzt bin ich wieder alleine, aber nicht für lange, weil meine Mutter am Dienstag kommt und wir uns dann auf den Weg Richtung Russland machen - wir haben nämlich endlich die Visa.

2 Kommentare:

  1. wow. super aufregend bei dir. freu mich wenn ich endlich dein mitsegler sein kann. drück dich ganz fest.
    laura

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  2. "...brutalen Runde JungleSpeed..."

    ahahahahah

    =D

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