Woher ich das weiß? - Wir waren drin, mitten drin, aus Versehen. Wenn irgendwo viele Leute stehen und Polizei außen drum herum, muss man halt einfach gucken. Dass genau dann die Action losgeht, wenn man gerade seinen Kopf reckt um über ein paar Leute rüber gucken zu können, damit rechnet man ja nicht. Und es ging richtig los. Plötzlich fing die Polizei an, mit ihren Knüppeln einfach auf irgendwelche Leute einzuschlagen. Wir sind natürlich sofort weggegangen, aber die gleiche Richtung hatten sich die Geschlagenen leider auch als Fluchtweg überlegt - ein wenig Schiss bekommt man da ja schon. Wir haben uns dann hinter eine Säule von einem der Gebäude gerettet.
Nach einer Weile kamen wir auf den Platz vor die Eremitage, wo noch mehr Leute waren, aber so spannend war es dann doch nicht und deshalb setzten die drei dann unsere kleine private Stadtführung fort, die aber weniger geschichtliche Daten enthielt, als politische Hintergründe und die Probleme der Gesellschaft und solche wichtigen Sachen eben, also den Krempel, den man im Reiseführer etwas anders erklärt bekommt.
Abends haben mir die beiden Sibirianer noch gezeigt, was man Abends in Petersburg macht, wie man in Russland Bier kauft und vor allem mit welchen Worte man keine Auseinandersetzung mit einem Russen mehr verliert. Auch, wenn ich bis her noch keine hatte, aber man kann ja nie wissen.
Die Rückfahrt aus Russland zurück ins "gesittete Europa" verlief erstaunlich undramatisch. Es war null Wind, deshalb musste der Motor mal wieder ackern und weil das Geräusch so monoton und ermüdend ist, lief ziemlich laut noch Musik (sie musste ja auch den Motor übertönen). Da mein Funkgerät aber drinnen eingebaut ist, hab ich dann nicht bemerkt, dass die Russen eine ganze Stunde versucht hatten, mich zu erreichen. Ich habe das dann persönlich erklärt bekommen, als Zwei von der "Russian Coast Guard" mit einem schwarzen Gummiboot um halb 6 morgens auf mich zugebrettert kamen mit den Worten "Stop the engine" - oops. Aber sie sind - wie gesagt - viel netter als ihr Ruf und deshalb grinste ich etwas blöd, erklärte, dass ich nichts gehört hatte, beantwortete freundlich ihre freundlich gestellten Fragen und sie fuhren wieder - auf jeden Fall war ich wieder hellwach.
Mein Ziel heißt Tallinn, immer noch, auch wenn ich gerade mal wieder in Helsinki bin. So ganz war das auch nicht geplant, aber es ist kürzer, erst auf eine finnische Insel und dann nach Estland zu fahren. Aber der Wind kam dann aus so einer doofen Richtung, sodass wir anstatt nach Estland erstmal Richtung Helsinki gefahren sind. Wir wollten in irgendeinem Hafen pausieren, um von da aus dann nach Estland zu fahren, aber es gibt keine Zwischenhäfen zwischen Haapasaari (die erste finnische Schäre nach der russischen Grenze) und Helsinki, der auf dem Weg gelegen hätte, deshalb haben wir unfreiwillig bis Helsinki durchgezogen. Zumindest fast.
Eine halbe Stunde von Helsinki entfernt mussten wir dann - 0:20 Uhr - durch eine ganz schmale Enge zwischen zwei Inseln, die natürlich nicht befeuert war. Und natürlich war es schon stockduster. Außerhalb der Fahrrinne hatte es übrigens eine berauschende Wassertiefe von 0,7m, also eher suboptimal zum verfahren.
Heute morgen sind wir aber doch noch in Helsinki angekommen und ich hab mir total schöne Schuhe gekauft.
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