Mit drei polnischen Mädchen stehe ich auf einem riesigen Holzboot und wir hören eine italienische Opernversion des Liedes „Cantare“. Auf der einen Seite des Flusses steht die Philharmonie und ein vier Sterne Hotel, auf der anderen befindet sich eine Halbinsel mit einer alten zerfallenen Ruine und dahinter die Altstadt Danzigs, die sich wegen absoluter Windstille romantisch im Wasser spiegelt. Es ist kitschiger, als es Disney sich je hätte ausdenken können – es ist einfach wunderbar.
Zwei von den Mädchen haben heute Geburtstag. Zusammen mit 15 Freunden sind sie hier mit einem gecharterten Boot hergekommen zum Feiern. Es ist eine typisch polnische Party – laut und von allem genug. Deshalb schenke ich der Einen zum Geburtstag eine Kopfschmerztablette. Sie ist total glücklich und lädt mich für den nächsten Tag ein, mit ihnen zu kommen - nach Hel (der vorgelagerten Halbinsel, auf der wir schon neulich waren).
Ich hatte die Meute erst am Abend kennen gelernt, als ich eigentlich gerade ins Bett gehen wollte. Elias und Lorenz waren gerade am Morgen gefahren und alleine gab es nicht wirklich einen Grund noch länger wach zu bleiben.
Vor zwei Tagen waren wir hier in Danzig angekommen, hatten uns die Altstadt mit meinem Reiseführer reingezogen und wollten dann Essen gehen. Der Plan war eigentlich, in ein typisch polnisches Restaurant zu gehen, das noch „an Sowjetzeiten erinnern“ soll. Das war leider zu und für gute kaschubische Bauernküche war Lorenz nicht so zu begeistern. Er wollte Fisch. Und so standen wir wenig später in einem etwas nobleren Fischrestaurant. Er fühlte sich sichtlich wohl, Elias und ich ein wenig deplatziert. Das Essen war natürlich echt super, wie man es von so einem Schuppen auch erwartet. Für mich gab es ein Spargelcreme-Süppchen auf Gorgonzola, verfeinert mit marinierter Birne… Ich werde von so etwas durchaus satt, die Jungs eher weniger, deshalb haben wir dann auf dem Rückweg noch einen kleinen Abstecher zu Subway gemacht.
Am nächsten Morgen, als alle ausgeschlafen haben, legen die Polen und ich mit dem Holzschiff ab. Alle sehen etwas verknittert aus, was sie aber nicht davon abhält ihr Frühstück mit Wein zu beginnen. Ich bin wahrscheinlich die Einzige, die abends nüchtern in Puck ankommt, von wo aus wir mit dem Auto abgeholt werden und zu einem der Zeltplätze auf Hel fahren. Durch die letzte kurze Nacht sind alle schon etwas müde, was natürlich kein Grund zum Schlafen ist, wir sind ja hier nicht in Deutschland. Ich bekomme die Autoschlüssel und wir fahren (ich weiß, das sollte ich nicht machen, aber es ist ja alles gut gegangen) zum Italiener - Abendessen. Wieder zurück, werden die Wodkaflaschen ausgepackt. Ich bin aber inzwischen so müde, dass ich schon um zwei ins Bett gehe. Ein wenig unsanft werde ich dann am Morgen geweckt von zwei sich liebenden Menschen und etwas später fährt mich einer von ihnen wieder zurück in die Stadt – was für ein Wochenende. Intensiver kann man die polnische Jugendkultur wohl kaum kennen lernen.
Anmerkung zum Titel
Cinderella ist eine Märchenfigur Walt Disney's und wie ich versucht habe am Anfang zu erklären, waren die Nächte in Danzig wie eine wahr gewordene Märchenszenerie, nur noch viel toller.
Einmal quer durch Westeuropa - Wir werden Binnenschiffer
vor 16 Stunden
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