Auf dieser Seite stelle ich mich und mein Ostsee-Segel-Projekt vor.
Kurz und knapp: ich habe vor dieses Jahr mit meinem Segelboot einmal um die Ostsee zu fahren. (Für alle "Nichtblogger", es wird von unten nach oben gelesen! Und ihr könnte auch gerne Kommentare schreiben!)

Donnerstag, 24. Juni 2010

Zweiteiler

Es ist schon ein paar Tage her, dass ich das letzte Mal berichtet habe, deshalb wird es diesmal geteilt; und es gibt Neuigkeiten - auf dass ich noch alles zusammen bekomme.
Und plötzlich war Sommer
Die nächsten zwei Tage verbringen wir in Trosa. Eigentlich sollte es nur einer werden, aber es ist doch Fußball-WM und wenn Deutschland spielt, muss man einfach Prioritäten setzen - ich verpasse das Spiel. Die Stadt ist einfach mal so schön und es gibt einfach einen soo geilen Marzipan-und Schokoladenladen, da verschieben sich plötzlich ganz schnell die Prioritäten auch wieder. Am Abend laden Klaus und Evi (Bekannte von Andreas und Gabi, die wir in Trosa getroffen haben) uns und die Holländer ein (ich hab letztes Mal peinlicher Weise geschrieben, dass es Dänen waren) und mit zwei Akkordeons, einer Gitarre und neun engelsgleichen Gesangsstimmen wird das Boot und der umliegende Hafen beschallt, obwohl wir eigentlich alle unten im Salon sitzen - das Boot ist um einige Füße größer als meins, da passen locker neun Leute rein!!
Von Trosa aus geht's los, ein wenig Strecke machen, denn ich habe nur noch drei einhalb Tage Zeit bis nach Norrtälje zu kommen und das sind immerhin 120sm. Andere Boote finden das jetzt sicherlich lächerlich, aber mit einer bisherigen Durchschnitts-Tagesstrecke von 25sm würde das Ganze etwas länger dauern, vor allem, weil der Wind den ersten Teil von vorne kommt und wir kreuzen müssen, die Strecke sich also noch mal verlängert.
An den nächsten zwei Tagen werden deshalb die Segel weitaus zögerlicher gerefft und als der Wind von hinten kommt, zieht es uns mit 6-7 Knoten durch die Inselchenwelt. Während Gabi an der Pinne sitzt und versucht, den Überblick zu behalten, sitze ich unten und "püriere" mit einem normalen Küchenmesser 1 Kilo Kartoffeln. Achso, Andreas hat mir Gabi wieder ausgeliehen und so fährt sie zwei Tage bei mir mit und ich schaukele unten mit meinen Kartoffeln rum, weil es der letzte gemeinsame Abend wird und nachdem Andreas sonst immer gekocht hat, wollen Gabi und ich es diesmal versuchen. Es soll eine Tomaten-Kokossuppe und Kartoffelpuffer mit Apfelmus geben und das ohne eine Gemüsereibe. Am Abend machen wir - für mich das erste Mal - an einer Schäre fest. Es ist ein total schöner Abend und Sommersonnenwende. Eigentlich wollte ich warten bis die Sonne um halb drei wieder aufgeht, aber ich bin einfach zu müde und um halb zwei schlafe ich bei fast tagheller Nacht ein. Vor mir liegen jetzt nur noch 15sm und ein freier Tag in Norrtälje - ich hab's geschafft.
Der Abschied von Adreas und Gabi ist schon ein wenig traurig. Die letzten paar Tage mit den beiden waren einfach so schön und ich hoffe sehr, sie mal wieder zu treffen.
In Norrtälje fahre ich in die Marina und frage nach, wie viel es kosten soll, wenn ich mein Boot hier für eine Woche stehen lasse - 1200Kr, das sind ungefähr 120€ plus ein bisschen mehr. Meine Augen dürften in dem Moment so groß wie Tennisbälle geworden sein. "Ich brauche aber in der Zeit keinen Strom und nicht das Bad und wirklich gar nichts. Ich werde nicht da sein, ich will nur das Boot hier alleine stehen lassen" - "Schon klar, das würde ja sonst auch noch drauf kommen!"
Na herzlichen Glückwunsch, wovon soll ich das denn bezahlen?! Mit dieser Frage schlafe ich auf dem Rasen vor dem Steg erstmal ein. Als ich wieder aufwache, lege ich alleine wieder ab, so wie ich es auch geschafft habe, allein anzulegen und fahre erstmal weg. Auf der anderen Seite der Insel soll es auch noch Stege geben. Die gesamte Aktion, also von Steg zu Steg und sonst wohin zu fahren und überlegen und verzweifeln, dauert vier Stunden und ein wenig resigniert fahre ich wieder zurück in Richtung Marina.
Kurz davor gibt es aber noch einen Verein - meine letzte Chance. Ich frage die einzige Person, die ich da treffe. Sieht schlecht aus, es ist alles belegt und der Hafenmeister muss ein sehr komischer Kauz sein, dem will man eher nicht begegnen. Dafür hat er aber nach kurzem Überlegen eine mordsmäßige Idee: ich solle doch einfach das Boot vor Anker legen. Und wie komme ich dann an Land? Er überlegt kurz und verkündet mir dann strahlend seine perfektionierte Idee: Also, so weit es geht ans Land ranfahren, Sachen rüber werfen, wieder zurück, da wo es 3-4 Meter Wassertiefe hat, Anker werfen, Schild mit meiner Telefonnummer hinten ans Boot hängen und rüberschwimmen. Na Mensch, wenn das nicht genial ist...
Ich gehe erstmal zurück ins Boot, dass ich am Steg festgemacht habe und warte auf irgendwas - eine Erleuchtung oder so.
Eine Minute später klopft sie ans Boot.
Draußen steht der Hafenmeister. Ein wenig seltsam sieht er wirklich aus, mit seiner krummen Haltung, der Anglerjacke, den Bauarbeiterschuhen und dem einen Auge, dass er nicht aufbekommt. Ich habe Angst.
Aber er ist eigentlich total cool und nach einem kurzen Telefonat mit dem Eigner eines Liegeplatzes verkündet er mir die frohe Botschaft: hier kannste liegen, da ist Strom, da ist Wasser. Und für wieviel??! - Nischt. Das ist doch mal ein Angebot und zufrieden mit der netten Welt und mir falle ich in die Koje.
In Schweden fängt der Sommer erst mit der Sommersonnenwende an und zwar auch genau erst dann, dafür so richtig. Am nächsten Tag liegt plötzlich die ganze Wiese voller Decken und halbnackiger Menschen, die Wege sind überfüllt und irgendwas wird gefeiert - gestern, war's hier noch absolut tot.


Flughafen. Flughafen?
Ich hab es geschafft einen super Platz für das Boot für eine Woche zu bekommen, aber warum überhaupt? Am 23.6. geht um 6 Uhr morgens mein Flug nach Berlin. Ja, ich fliege für eine Woche zurück, aber nicht weil mich inzwischen das Heimweh übermannt hat, sondern für eine Uni-Zulassungs-Prüfung. Außerdem ist es noch eine super Gelegenheit mir eine neue Pinne zu besorgen, denn die besteht auch inzwischen mehr aus Epoxy als Holz und neulich war auch noch soviel Wind, dass es auch noch den Pinnenausleger rausgerissen hat. Provisorisch hab ich den dann zwar wieder festgebunden, aber das ist ja nichts für die Ewigkeit.

Um meinen Flug allerdings zu bekommen musste ich schon am Abend vorher um 19 Uhr los. Mit Bus, Bahn und U-Bahn und viel Verwirrung stand ich irgendwann am Flughafen. Ich war dummerweise davon ausgegangen, dass es schon eine Möglichkeit geben würde, auf dem Flughafen in irgendeiner Ecke zu schlafen, aber Pustekuchen. Der Boden war aus Stein und super kalt und dreckig und die Stühle hatten diese klasse ergonomische Sitzform, dass man beim drauf liegen ziemlich harte Kanten im Rücken hat - also war nicht so viel mit Schlafen. Zum Glück hab ich da noch zwei andere getroffen, die auch nach Berlin wollten, was die Warterei dann ganz nett gemacht hat und im Flugzeug konnte ich dann noch ne Stunde Schlaf nachholen.
Es war ein total glückliches Gefühl wieder durch Berlin zu fahren, bei uns in den Garten zu kommen und den Sommer zu riechen, der hier schon weiter ist, als in Schweden. Nach dem Frühstück bin ich dann anstatt ins Bett, gleich weiter zu ein paar Freunden, dann noch in die Stadt, weil ich unbedingt eine neue Hose brauchte und in Schweden nichts gefunden habe, wieder zurück zu 'nem Freund Fußball gucken und dann war auch schon Anpfiff. Bis zur zweiten Halbzeit hab ich durchgehalten. Kurz vor dem 1:0 wollten meine Augen einfach nicht mehr - nach fast 36 Stunden wach reichts aber auch irgendwann mal.
Gute Nacht.

1 Kommentar:

  1. schoen su hoeren, dass du gut angekommen bist.
    die kartelpuffer und vorallem die supee waren super. danke. bis bald. alles liebe aus einen internetcafe. jetzt gehts ab in die inselwelt ohne internet um mittsommer zu feiern.
    gruss andreas

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